Betriebliche Suchtprävention verschafft Betrieben eine bedeutende Chance, in die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter*innen zu investieren. Wein & Co ist ein Unternehmen, das sich dieser Verantwortung angenommen hat und ein suchtpräventives Angebot gesetzt hat. In diesem Artikel finden Sie ein Interview mit der Personalleiterin des Unternehmens und erfahren, wie eine gute Umsetzung gelingen kann.
Frau Wolf, Sie sind Personalleiterin bei WEIN & CO. Ihr Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr mit dem Thema Suchtprävention auseinander gesetzt. – Für die Branche des Weinhandels ein sehr gewagter, mutiger Schritt. Was hat Sie dazu bewogen?
Als Weinhändler haben wir eine besondere Verantwortung unseren Mitarbeiter*innen gegenüber, da wir mit alkoholischen Getränken handeln. Wein ist ein großartiges Produkt, ein Genussmittel, kann aber leider auch zum Suchtmittel werden. Wein ist in unserem Unternehmen überall präsent, und deshalb war es uns wichtig, gemeinsam mit Spezialist*innen ein Konzept zu entwickeln, wie wir intern mit dem Thema umgehen möchten. Wann darf Alkohol in unserem Unternehmen konsumiert werden? Und in welchem Ausmaß?
Sie haben auf Leitungsebene konkrete Richtlinien zum Umgang mit Alkohol in Ihrem Betrieb sowie einen Stufenplan für Interventionsgespräche erarbeitet, bei deren Erstellung Sie eine Referentin der Fachstelle NÖ unterstützt hat. Wie haben Sie die Zusammenarbeit empfunden?
Die Zusammenarbeit mit der Referentin war sehr professionell, vertrauenswürdig und auf Augenhöhe. Sie hat sich perfekt mit unserem Anliegen auseinandergesetzt und wir konnten gemeinsam sehr effizient einen für unser Unternehmen zugeschnittenen Stufenplan erarbeiten.
Ein weiterer Schritt war, allen Abteilungsleiter*innen und Filialleiter*innen eine Schulung zu dem Thema zu ermöglichen. Wie wurde das Thema „Suchtprävention“ von Ihren Mitarbeiter*innen angenommen? Haben Sie Empfehlungen für andere Betriebe, wie eine Integration neuer Richtlinien gut gelingen kann?
Wir pflegen bei WEIN & CO eine absolut transparente, ehrliche und familiäre Unternehmenskultur. Wir sind als Führungskräfte offen mit dem Thema in die Diskussion gegangen und es wurde sehr positiv angenommen. Das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter*innen steht bei uns an höchster Stelle. Das ist doch das beste Argument, um Suchtprävention zu integrieren! Führungskräfte sollten jedenfalls zu dem Thema geschult werden, um Anzeichen von Sucht bei ihren Mitarbeiter*innen zu erkennen und diese unterstützen zu können. Als Empfehlung kann ich jedenfalls mitgeben, das Thema „Suchtprävention“ in einem Workshop gemeinsam anzugehen und Kolleg*innen aus den unterschiedlichsten Abteilungen einzubinden.
Haben Sie seit der Implementierung Ihrer Richtlinien zum Umgang mit Alkohol im Betrieb bereits Veränderungen wahrgenommen?
Definitiv, mit Alkohol wird seitdem noch aufmerksamer und bewusster umgegangen.
Was möchten Sie Betrieben, die erst vor dem Schritt stehen, sich dem wichtigen Thema „Suchtprävention“ anzunehmen, mitgeben?
Es ist wichtig, dass Unternehmen das Thema „Suchtprävention“ ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiter*innen zu schützen und zu unterstützen.
Betriebliche Suchtprävention wird von vielen Unternehmen oft vernachlässigt. Der riskante Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen führt de facto auch zu mehr Fehlzeiten und Krankenständen. Durch gezielte Prävention können Unternehmen dazu beitragen, dass ihre Mitarbeiter*innen gesund bleiben. Mitarbeiter*innen sind schließlich das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Wie bereits erwähnt, finde ich es auch ganz wichtig, die Belegschaft von Beginn an mit ins Boot zu holen. Ein „von oben Delegieren“, wie im Betrieb mit dem Thema umgegangen wird, führt mit Sicherheit nur zu einer geringen Akzeptanz.
Frau Wolf, vielen Dank für Ihre Antworten und für das Engagement, diesem wichtigen Thema in Ihrem Unternehmen Raum zu geben!