Das Leben stellt uns und unsere Kinder immer wieder vor neue Herausforderungen, die wir zu meistern haben: seien es Entwicklungsschübe, etwaige Schulprobleme, die aktuelle Pandemie etc. – langweilig wird Eltern nie. Natürlich wünschen wir unseren Kindern, dass es ihnen gut geht. Wir wollen sie – gerade auch in Zeiten, in denen sie unter besonderem Druck stehen – bestmöglich begleiten.
Was kann ich als Elternteil tun?
Ihr Kind braucht Raum für Gefühle und Bedürfnisse. Lassen Sie alle Gefühle Ihres Kindes zu. Das Kind soll wissen, dass es so, wie es ist, angenommen und verstanden wird. Indem Sie Ihr Kind mit allen seinen Gefühlen und Bedürfnissen wahrnehmen, stärken Sie die Verbindung zueinander: Das Kind fühlt sich akzeptiert und geborgen. In diesem geschützten Rahmen kann es dann zu einer Entlastung bei Ihrem Kind kommen. Wenn Ihr Kind zum Beispiel verärgert ist, versuchen Sie, seinen Ärger nachzuvollziehen. Fassen Sie den Ärger in Worte: „Du bist vielleicht verärgert, weil … Das kann ich gut verstehen. Ich wäre wahrscheinlich auch verärgert.“ Durch regelmäßige gemeinsame Gespräche bleiben Sie über das Leben und im besten Fall auch über das Innenleben Ihres Kindes gut informiert und signalisieren ihm Interesse und Unterstützung.
Misserfolge und Enttäuschungen sind mit unangenehmen Gefühlen verbunden, gehören jedoch zum Leben eines jeden Menschen dazu. Diese aushalten zu lernen und daran zu wachsen, ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe eines Kindes. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es „OK“ ist, Fehler zu machen. Eltern können dabei unterstützen, Lösungen zu finden. Sie sollten jedoch nicht alle Probleme aus dem Weg räumen.
Zeigen Sie Ihrem Kind verschiedene Möglichkeiten, um mit Stress und Problemen umzugehen. Oft hilft es schon, über die Sorgen zu reden. Sie können gemeinsam überlegen, was hilfreich sein könnte, um zu entspannen. Wo hat Ihr Sohn bzw. Ihre Tochter in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass eine Aktivität ihr oder ihm guttut? Kreativität und Fantasie sind wichtige Quellen, die das Leben Ihres Kindes bereichern können. Gibt man Kindern den Ort und die Zeit, entsteht kreatives Schaffen zumeist von allein. Stellen Sie Ihrem Kind zum Beispiel einfache Dinge des Alltags (Schachteln, Papier, etc.) zur Verfügung. Sie werden staunen, welche Kunstwerke Ihr Kind erstellen wird! Oder gehen Sie mit Ihrem Kind in den Wald. Dort wird es verschiedene Stöcke, Steine, Blätter etc. finden, mit denen Sie gemeinsam tolle Dinge bauen können. Die meisten Kinder lieben Rollenspiele: Vielleicht versuchen Sie sich in der Rolle des*der „Piraten*in“ und erobern gemeinsam im Spiel eine Insel mit Ihrem Kind?
Ganz wesentlich ist auch die Fähigkeit, etwas genießen zu können. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, bewusst Dinge wahrzunehmen. Riechen Sie gemeinsam an einer Blume, versuchen Sie, das gemeinsame Abendessen besonders achtsam zu verspeisen oder bestaunen Sie den Sonnenuntergang miteinander. Bestimmt fallen Ihnen noch mehr Möglichkeiten ein, wo Sie zusammen genießen können.
Gerade jetzt, wo Freundschaften aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht wie im gewohnten Maße ausgelebt werden können, brauchen Kinder ihre Eltern umso mehr. Schenken Sie Ihrem Kind Zeit! Finden Sie Aktivitäten, die gemeinsam Spaß machen. Vielleicht holen Sie das verstaubte Brettspiel wieder hervor, bepflanzen miteinander ein Beet, gestalten miteinander ein Fotoalbum und schwelgen in Erinnerungen oder machen eine Wanderung, bei der Ihr Kind den Weg vorgibt. – Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Bei Meinungsverschiedenheiten oder Streit sind mitunter starke Gefühle mit im Spiel, auch von Seiten der Erziehenden. Es tut gut, den Gefühlen Platz zu lassen, etwas Zeit vergehen zu lassen und das Gespräch miteinander dann erneut zu suchen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Manches Mal hilft es auch, zu versuchen, sich in die Position des anderen hineinzufühlen, um Spannungen zu reduzieren. Versuchen Sie, einen Konflikt einfühlsam und konstruktiv zu lösen. Hierzu ist es wichtig, sein Gegenüber ausreden zu lassen, zuzuhören und auch nachzufragen, falls etwas unklar ist: „Habe ich das richtig verstanden, dass …“ Falls Sie Ihrem Kind sagen möchten, dass Ihnen etwas nicht passt, dann sprechen Sie das Verhalten konkret an, vermeiden Sie jedoch, das Kind in seiner Person abzuwerten. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Es ist nicht in Ordnung, dass du … gemacht hast. Bitte mach das nicht mehr! Du bist mir wichtig und ich sorge mich um dich!“
Sie sind Vorbild für Ihr Kind! Wenn Sie Ihrem Kind angemessene Strategien im Umgang mit Konflikten zeigen, wird es diese vermutlich auch selbst in Zukunft gut anwenden können. Das Verhalten der Eltern, ihre Werte und Regeln prägen das Leben ihres Nachwuchses sehr.
Eine weitere wichtige Aufgabe, die Eltern zu erfüllen haben, ist die Stärkung des Selbstvertrauens ihrer Kinder. Ermutigen und loben Sie Ihr Kind in Situationen, in denen das passend ist. Natürlich soll Lob nicht aufgesetzt oder zu inflationär erfolgen – es soll ehrlich gemeint sein. Kinder erleben oft, dass ihre Meinung weniger zählt als die der Erwachsenen. Für das Selbstvertrauen eines Kindes kann es sehr förderlich sein, wenn Eltern versuchen, die Meinung des Kindes anzuerkennen und, wenn passend, auch eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Nachwuchses! Für Kinder ist es sehr wichtig, Erfahrungen machen zu dürfen, an denen sie lernen können. Auch hilft es ihnen dabei, Verantwortung zu übernehmen. Aufgaben können, nachdem sie erledigt wurden, Ihrem Kind das Gefühl der Ermutigung und des Stolzes geben. Hierfür ist es äußerst wichtig, dass die übertragene Aufgabe schaffbar und angemessen ist.
Eltern müssen auch dafür Sorge tragen, dass Familienregeln und Abmachungen von ihrem Nachwuchs eingehalten werden. Grenzen und Regeln sind für Kinder wichtig, da sie Sicherheit und Orientierung geben, aber auch dazu beitragen, Verantwortung zu übernehmen. Manche Regeln bzw. auch Konsequenzen bei Übertritten könnten gemeinsam mit dem Kind ausgehandelt werden. So stärken Sie bei Ihrem Kind wiederum das Gefühl, das seine Meinung auch Wert hat, andererseits erhöhen Sie damit die Wahrscheinlichkeit, dass es umso mehr darauf bedacht sein wird, sich an die gemeinsam vereinbarte Abmachung zu halten. Auch Sie sollten sich an alle Vereinbarungen halten! Wie bereits erwähnt ist Ihre Vorbildwirkung von zentraler Wichtigkeit in der Erziehung Ihres Kindes.
Ein Kind zu erziehen, ist eine große Herausforderung und Verantwortung. Sich Hilfe und Unterstützung dabei zu holen, ist wichtig und richtig. Eltern müssen ihre eigenen Kraftspeicher gut im Blick haben. Handeln Sie frühzeitig, wenn Sie spüren, dass Ihre Ressourcen erschöpft sind. Es ist keine Schande, das Gespräch mit Freund*innen, Verwandte, Nachbar*innen etc. zu suchen, um Unterstützung zu bitten oder sich an eine Beratungsstelle zu wenden!
AUTORIN
Tipps, um Ihr Kind zu stärken |
Zum Nachdenken: |
Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind! | Was macht Ihr Kind gerne? Welche Freund*innen hat es? Sprechen Sie mit ihm darüber! |
Zeigen Sie Interesse an seinem Leben, schenken Sie ihm Zeit. | Können Sie sich an ein schönes gemeinsames Erlebnis erinnern? |
Ermutigen, loben Sie Ihr Kind! | Was kann Ihr Kind besonders gut? Sagen Sie es ihm! |
Zeigen Sie Ihrem Kind geeignete Wege zur Stressbewältigung und, wie man sich entspannen kann. | Wie können Sie sich am besten entspannen? |
Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man genießen kann. | Was genießen Sie in Ihrem Leben? |
Bleiben Sie bei Meinungsverschiedenheiten/ Streit einfühlsam, auch wenn starke Gefühle im Spiel sind. Leben Sie Ihrem Kind vor, wie man Konflikte und Probleme konstruktiv löst. |
Denken Sie an Ihren letzten Streit. – Was würden Sie jetzt vielleicht anders machen? |
Seien Sie sich Ihrer Vorbildwirkung bewusst! – Gehen Sie in Ihrer Familie mit Problemen und Fehlern offen und glaubwürdig um. Leben sie Mitgefühl und Hilfsbereitschaft vor. | Denken Sie an Menschen in Ihrem Leben, die für Sie ein Vorbild waren/sind. |
Zeigen Sie Ihre Gefühle, schenken Sie Ihrem Kind Zuneigung. | Welche Möglichkeiten haben Sie, Ihrem Kind Liebe zu schenken? |
Lassen Sie alle Gefühle Ihres Kindes zu. Versuchen Sie, sich in die Gefühlswelt Ihres Kindes einzufühlen. |
Was fühlt mein Kind gerade in der Situation, z.B. bei einem Streit? |
Setzen Sie klare Regeln und Grenzen, dies gibt Orientierung und Sicherheit. Bedenken Sie den Unterschied zwischen Konsequenz und Strafe. |
Können Sie sich noch an Konsequenzen/Strafen aus Ihrer Kindheit erinnern? |
Stärken Sie Ihr Kind, selbstbewusst seine Meinung zu vertreten. | Lassen Sie ein „Nein“ Ihres Kindes gelten? |
Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes! Kinder müssen Erfahrungen machen dürfen. | Darf Ihr Kind im Haushalt mithelfen? |
Lassen Sie ihrem Kind Freiraum für eigene Ideen. | Können Sie sich an einen guten Einfall Ihres Kindes erinnern? |
Holen Sie sich Unterstützung! | Nehmen Sie Hilfe (z. B. bei der Kinderbetreuung) in Anspruch? |