Menstruation, Monatshygiene und Müllberge weg – Teil 1/3
Die Regel – sie ist blutig und manchmal schmerzhaft. Und vor allem ist sie ein großes Tabuthema. Während in vielen Teilen unserer Erde Mädchen und Frauen während ihrer Menstruation immer noch vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bleiben, nicht in die Schule gehen dürfen oder in separaten Häusern schlafen müssen[1], sind wir in Europa viel aufgeklärter – würde man meinen.
In Österreich hat eine Studie ergeben, dass 14% der Mädchen und 37% der Burschen nicht wissen, was Menstruation bedeutet. Sogar 60% der Mädchen gaben an, ihrer Menstruation negativ gegenüberzustehen.[2] Das Image des weiblichen Zyklus ist also nicht wirklich gut. Daher ist es nicht verwunderlich, dass über Menstruation sprechen entsprechend schambesetzt ist und oft tunlichst vermieden wird. Wenn man denn überhaupt darüber reden muss, werden gerne Umschreibungen wie „meine Tage“, „Ribiselwoche“ oder „Besuch aus Amerika“ verwendet, um die „lästigen“ Tage der Menstruation unkonkret auszudrücken. Denn Leiden und Fehler verstecken wir immer noch am liebsten, vor allem wenn es sich um „das Frauenleiden“ handelt.
Erster Schritt weg vom Tabu: die Dinge beim Namen nennen
Tabuthemen wie der weibliche Zyklus und Sexualität im Allgemeinen haben oft zur Folge, dass die Betroffenen zu wenig, verzerrtes oder auch falsches Wissen über die Angelegenheit haben. Genau das zeigt auch die oben genannte Studie, wonach über 50% der befragten Jugendlichen beim Basis-Menstruationswissen „durchgefallen“ sind. Dabei betrifft der weibliche Zyklus nicht nur Frauen und Mädchen, sondern auch der nicht menstruierende Teil der Bevölkerung sollte darüber Bescheid wissen. Das führt zum ersten wichtigen Schritt in Richtung Enttabuisierung: die Dinge beim Namen zu nennen.
Wichtige Aufklärungsarbeit kann zum Beispiel im Rahmen von Workshops in Schulen mit Kindern und Jugendlichen geschehen.[3] Dabei können Schüler*innen mit Sexualpädagog*innen ihre offenen Fragen und Erfahrungen altersgerecht aufarbeiten. Die Sexualerziehung ist ein eigenständiges Fachgebiet und zählt zum schulischen Bildungsauftrag mit dem Ziel, die Befähigung zur sexuellen Selbstbestimmung zu fördern. Dazu gehört auch, einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst und anderen zu lernen. Und wenn nicht (nur) die Biologie-Lehrer*innen aufklären, sondern (auch) externe Expert*innen, ist es den Jugendlichen nicht so peinlich und unangenehm, über die Themen offen zu reden.
Natürlich ist es ebenso wichtig, dass Frauen und Männer im privaten Umfeld, in der Familie, mit den eigenen Kindern wie auch im Freundeskreis ein Statement setzen und über den weiblichen Zyklus reden, ohne verniedlichende und skurrile Begriffe zu verwenden.
Ein Hoch dem weiblichen Körper
Denn ohne den weiblichen Zyklus wären wir alle nicht auf der Welt. Darum ist das Thema für alle Menschen, egal welchen Geschlechts, wichtig. Menstruation bedeutet im weitesten Sinne „Leben“. Das monatliche Vorbereiten des weiblichen Körpers auf eine mögliche Befruchtung der Eizelle und eine Schwangerschaft macht erst den Fortbestand unseres menschlichen Lebens möglich. Auch wenn die Monatsblutung in einem ganzen Zyklus durchschnittlich „nur“ zwischen drei und sieben Tage dauert, kann man davon ausgehen, dass eine Frau in ihrem Leben ca. 450 Perioden und damit 2.280 Tage die Regelblutung hat. Das sind 6,25 Jahre! Eine Zeit, die zu lange und zu bedeutungsvoll ist, um sie zu tabuisieren und als unnötiges Übel darzustellen. Denn der weibliche Körper leistet Unglaubliches während dieser Zeit. Gerade weil die meisten Frauen unter Regelschmerzen wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Stimmungsschwankungen leiden, ist es umso wichtiger, die Zeit der Periode so bequem und gemütlich zu gestalten, wie nur möglich. Dazu gehört es, auf seinen Körper zu hören, mal etwas ruhiger zu treten, leichten Sport zu machen, aber auch bei der Monatshygiene auf die passenden Produkte zu setzen, die dem Körper gut tun und der Umwelt nicht schaden. Mehr dazu im nächsten Blog!
Darum: Geben wir diesem faszinierenden Wunder des weiblichen Zyklus auch den Stellenwert in der Gesellschaft, den es verdient! Feiern wir die Weiblichkeit. Feiern wir das Leben.
Die Fachstelle NÖ hat passend zu dem Themenblock Arbeitsmaterialien und ein Video für Pädagog*innen erstellt. Wir empfehlen den Einsatz grundsätzlich ab der 3. Schulstufe und bis hin zur 9. Schulstufe.
Wir haben die Materialien in die Schwierigkeitsstufen 1 und 2 eingeteilt. In der Volksschule ist prinzipiell die Stufe 1 zu empfehlen.
AUTORIN
[1] Unicef, abgerufen am 25.8.2021
[2] Erste repräsentative Umfrage zum Wissensstand und zur Einstellung österreichischer Jugendlicher zu Menstruation und Monatshygiene, 2017. abgerufen am 25.8.2021
[3] Fachstelle NÖ, abgerufen am 25.8.2021