Kommunikation gehört zu den wichtigsten Werkzeugen von Führungskräften – Angenehmes ist leicht gesagt, doch wie teilen wir unangenehme Botschaften wertschätzend mit, auch wenn es um so heikle Themen geht, wie übermäßigen Alkoholkonsum oder andere Suchterkrankungen?
Wie halten Sie es als Führungskraft mit Ihren Mitarbeiter*innen? Gibt es regelmäßige strukturierte Gespräche? Vielleicht sogar mit Agenden und Protokollen? Oder bevorzugen Sie eher Tür-und-Angel-Gespräche? Wird in der Teeküche Wichtiges besprochen, oder in der Pause? Sind Ihre Mitarbeiter*innen gar nicht vor Ort, sondern an anderen Dienstorten oder im Homeoffice?
Und wenn es darum geht, Unangenehmes mitzuteilen? Wenn Ihnen auffällt, dass die Leistung Ihrer*Ihres Mitarbeiter*in stark abfällt und dahinter mehr stecken könnte, als eine vorübergehende Unkonzentriertheit?
Mit der einfachen SAG ES Formel können Sie auch unangenehme Inhalte wertschätzend an Ihre Mitarbeiter*innen kommunizieren (vgl. Schmidt, 2011):
S (Sichtweise ansprechen): Mir ist aufgefallen, dass Sie gestern nach der Mittagspause ca. 20min sehr intensiv mit Ihrem Handy beschäftigt waren. Dieses Verhalten fällt bereits wiederholt auf. (Anmerkung: es könnte dabei um Online-Gaming oder Online- Glücksspiel gehen).
A (Auswirkung beschreiben): Für mich bedeutet das, dass Sie nicht ans Telefon gehen und nicht die Kund*innen-Anfragen beantworten, weil Sie sich mit Privatem beschäftigen und offenbar abgelenkt sind.
G (Gefühle benennen): Es macht mir Sorgen, wenn ich merke, dass wichtige Arbeitsaufträge durch die private Handynutzung vernachlässigt werden.
E (Erfragen, wie die*der Andere die Situation sieht): Wie sehen Sie das?
Nun kommen wir zu einem ganz entscheidenden Punkt im Gespräch, da Sie nun hören, was Ihr Gegenüber dazu zu sagen hat. Hier ist verständnisvolles und wertschätzendes Zuhören auf Augenhöhe von Ihrer Seite gefragt.
S (Schlussfolgerung ziehen): Ich wünsche mir von Ihnen, dass Sie Ihre Handy-Aktivitäten in Ihre private Zeit verlagern und nach der Mittagspause gleich telefonisch für unserer Kund*innen erreichbar sind.
Treffen Sie am Ende des Gesprächs nach der SAG ES Methode eine Vereinbarung mit der*m Mitarbeiter*in und legen Sie einen gemeinsamen Termin fest, wann Sie das Ausgemachte nochmals besprechen und es eine Rückmeldung über die Einhaltung der Vereinbarung gibt.
In jedem Fall: Gute Vorbereitung hilft. Legen Sie sich einen strukturierten Ablauf für ein Gespräch zurecht, nehmen Sie sich Zeit, bleiben Sie möglichst sachlich und halten Sie die Ergebnisse des Gesagten schriftlich fest.
Vereinbaren Sie ein Folgegespräch, um die Abmachungen nachzufragen und gegebenenfalls neue Punkte zu vereinbaren (vgl. Der Standard, 2019).
Verweisen Sie gegebenenfalls auf Beratungseinrichtungen, die bei Suchtproblematiken zur Seite stehen. Das breite Angebot der Fachstelle Niederösterreich können Sie auch für Ihren Betrieb in Anspruch nehmen und auch Weiterbildungen für Führungskräfte zum Thema „Betriebliche Suchtprävention“ buchen.
Und wenn das heikle Gespräch nur online möglich ist? Von Angesicht zu Angesicht können wir ja auf Blicke, Körperhaltungen und nonverbale Signale in einem Gespräch reagieren. Bei Online-Meetings fehlen uns diese Informationen und daher ist es besonders wichtig, zu sagen, was ich gerade denke oder mir als Führungskraft wünsche. Es ist also noch mehr Kommunikation notwendig, um das Gespräch mit den Mitarbeiter*innen aufrecht zu halten und auch sensibel reagieren zu können, wenn Mitarbeiter*innen belastet sind und daher zu scheinbar spannungsabbauenden Suchtmitteln greifen (vgl. Linhart, 2021).
Ganz gleich, wo sich Mitarbeiter*innen gerade physisch aufhalten und wie belastet sie sind – Kommunikation mit den Mitarbeiter*innen steht in der Liste der wichtigsten Führungsinstrumente ganz oben. Besonders das Führen in zunehmend digitalen Arbeitswelten erfordert das Verlassen alter Denkmuster und das Finden neuer Werte. Führungskräfte sind noch mehr gefordert, ihren Mitarbeiter*innen gut zuzuhören, deren Ideen und Argumente ernst zu nehmen und aktiv eine Kultur der Zusammenarbeit zu gestalten. Gutes „People Management“ wird somit zur Kernkompetenz von Führungskräften (vgl. Righi, 2021).
AUTORIN
Der Standard (2019): Mitarbeitergespräche vorbereiten: Tipps für Mitarbeiter und Chefs. Letzter Zugriff: 20. Februar 2022
Linhart, l. (2021): Homeoffice-Kommunikation. Es geht ums Zuhören. Letzter Zugriff: 20. Februar 2022
Righi, K. (Hsg.) (2021): Führen in der digitalen Welt. Simplify my work-life. Letzter Zugriff: 27. Februar 2022
Schmidt, T. (2018): Konfliktmanagement-Trainings erfolgreich leiten. managerSeminare Verlag