Alle müssen immer für alles kompetent sein. Und dann noch lebenskompetent? Im dritten Teil der Serie „Kompetent? Bin ich!“ widmen wir uns Fragen rund um das kreative und das kritische Denken.
Was ist überhaupt kreatives Denken und wofür ist es gut?
Kreatives Denken unterstützt die Entscheidungsfindung, wie auch das Problemlösen. Es ermöglicht uns, über Alternativen und Konsequenzen unseres Handelns, aber auch unseres Nichthandelns, nachzudenken. Mithilfe des kreativen Denkens können wir flexibel auf neue Situationen reagieren. Wir können eigenständige Ideen entwickeln und über unseren Erfahrungshorizont hinausdenken.
Vielen Kindern fällt das kreative Denken wesentlich leichter als Erwachsenen. Für sie ist es ganz natürlich, Fragen zu stellen und Dinge unvoreingenommen zu betrachten. Erwachsene hingegen sind oft in ihrem Handeln und Denken schon sehr festgefahren. Ihr Denken wurde durch die Sozialisation sozusagen „normiert“. Ein absichtliches „Andersdenken“ oder „Andershandeln“ wird meist als mühsam und ungemütlich erlebt. Ist zum Beispiel der übliche Weg in die Arbeit durch eine Baustelle versperrt, werden sogar kleinste Umwege wie der Gehsteigwechsel auf die andere Straßenseite als unangenehm erlebt. Und das auch, wenn – objektiv betrachtet – keinerlei Zeitverlust oder andere Nachteile entstehen.
Steht man vor einem scheinbar unlösbaren Problem, kann ein kurzes „Um-die-Ecke-Denken“ hilfreich sein, um zu einer Lösung zu gelangen. Und das Üben und Erweitern dieser Fähigkeit kann Kindern wie auch Erwachsenen viel Spaß bereiten.
Wie kann ich ein Kind dabei unterstützen?
Versuchen Sie Kreativität in Ihren Alltag und in den Alltag Ihres Kindes einfließen zu lassen. Gerade beim kreativen Denken gibt es viele Möglichkeiten, spielerisch an die Förderung von Kindern und auch Erwachsenen heranzugehen:
- Versuchen Sie, eingefahrene Wege und Handlungsweisen zu durchbrechen. Hier ein paar Beispiele:
- Gehen Sie absichtlich eine andere Strecke in die Arbeit, in den Kindergarten oder die Schule.
- Lassen Sie ihr Kind aussuchen, welche Schuhe Sie am Montag in die Arbeit tragen. Oder lassen Sie sich gleich ein ganzes Outfit zusammenstellen. (Weniger Mutige können die Aktion einfach aufs Wochenende verlegen.)
- Essen Sie die Nachspeise vor dem Hauptgang.
- Motivieren Sie die Kinder zum freien Spiel, ohne Regeln oder Vorlagen und vielleicht sogar ohne Spielzeug!
Nutzen Sie dabei ruhig die Kreativität ihrer Kinder!
Möchten Sie sich beim Warten auf den Zug oder in der Schlange vor dem Schalter die Zeit vertreiben, können Sie Ihr „Um-die-Ecke-Denken“ auch mit einem Rätsel trainieren.
Sollten Sie oder die Kinder nicht gerne rätseln, gibt es auch andere Spiele, die die Kreativität fördern. Als Beispiel möchten wir hier das grafisch sehr schön aufbereitete Gesellschaftsspiel Dixit vom Verlag Asmodée Éditions nennen.
Lesen Sie gerne gemeinsam mit Kindern, versuchen Sie mit dem Buch „Wettkampf mit Ente“ von Harman von Straaten der Kreativität einen Boost zu geben.
Was ist Kritisches Denken und wofür ist es gut?
Kritisches Denken ist jene Fähigkeit, die es uns ermöglicht, Informationen und unsere Erfahrungen objektiv zu betrachten. Diese Lebenskompetenz kann einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leisten, indem sie uns hilft zu erkennen, was uns beeinflusst.
Sehen wir zum Beispiel im Internet eine Werbung, in der ein durchtrainiertes Fitnessmodel mit Sixpack und Armen wie Arnold Schwarzenegger verspricht, dass man innerhalb kürzester Zeit, ohne Sport und Verzicht, mit einem Diätgetränk rank und schlank werden kann, lassen sich kritisch denkende Menschen hier nicht zum Kauf verführen.
In dieser Situation hilft uns kritisches Denken die Informationen zu analysieren, zu hinterfragen und (in diesem Fall) als Unsinn einzuordnen. Ist kritisches Denken gut ausgeprägt, so kann uns Werbung, aber auch Fehlinformation („Fake News“) wenig beeinflussen. Wir bleiben uns treu.
Wie kann ich ein Kind dabei unterstützen?
Helfen Sie ihrem Kind dabei, Informationen und Erfahrungen kritisch zu hinterfragen. Hier ein paar einfache Vorschläge:
- Regen Sie das Kind in interessanten Situationen dazu an, Fragen zu stellen. Sollten ihm/ihr keine einfallen, stellen Sie selbst welche, die das Denken des Kindes anregen, wie „Warum glaubst du, ist das so? Was könnte der Grund sein, warum das so ist?“ Hören Sie zu. Seien Sie gespannt auf die kreativen Antworten. Seien die Antworten auch abstrus, haben sie dennoch oft einen wahren Kern.
- Beantworten Sie Fragen möglichst ehrlich und altersadäquat. Verzichten Sie dabei auf Antworten wie „Weil‘s so ist“. Wissen Sie die Antwort nicht, versuchen Sie gemeinsam mit dem Kind die Antwort herauszufinden.
- Nutzen Sie zur Informationssuche nicht nur eine Quelle, sondern zeigen Sie dem Kind verschiedene Möglichkeiten sich zu informieren. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
- Besitzen Sie eine Enzyklopädie? Super!
- Nutzen Sie unbedingt auch digitale Medien und zeigen Sie dem Kind, wie und wo man altersadäquate Informationen online findet.
- Es gibt eine Vielzahl an wissenschaftlichen Kinderbüchern (z.B.: Der geheime Schlüssel zum Universum von Stephen Hawking)
- Wenn Sie Zeit haben, können Sie gemeinsam ein Experiment durchführen und staunen (z.B.: Wer experimentiert, kapiert! Von Kerstin Landwehr und Martina Rüter)
- Oder vielleicht haben Sie ja Expert*innen im Umkreis, die Sie gemeinsam fragen können!
- Regen Sie das kritische Denken und das Fragenstellen bei einem gemeinsamen Leseabend mit dem Kind an. Zum Beispiel mit dem Buch „Wo wächst der Pfeffer?“ von Manuela Olten und Brigitte Raab.
Auch für Erwachsene gibt es viel Literatur, die dabei unterstützt, sich kritisch mit Informationen auseinander zu setzen. Zum Beispiel „Lügen im Netz“ von Ingrid Brodnig.
Nicht jedes Sachbuch ist ein Fachbuch. Das Quellenverzeichnis eines Buches gibt hier Orientierung! Gibt es dieses nicht, aber das Thema interessiert Sie trotzdem, dann hinterfragen Sie das Gelesene und nutzen Sie andere Quellen zur „Gegenprobe“. Sie können auch nachsehen, wer das Buch geschrieben und welchen fachlichen Hintergrund diese Person hat.
Lebenskompetenzen werden auch durch die Fachstelle NÖ in Kindergarten und Schule im Zuge von Projekten gefördert!
Haben Sie Interesse, dann wenden Sie sich:
Für Kindergarten und Volksschule an:
Mag.a Irene Weichhart
02742 / 314 40 DW 17
Für alle weiteren Schulen an:
Mag.a Sabrina Schmied
02742 / 314 40 DW 25