Die Anwendung von Biofeedback ermöglicht uns eine Rückmeldung über bestimmte körperliche Prozesse, die durch bestimmte Situationen beeinflusst werden können. Im Fokus stehen dabei meist unangenehme Spannungszustände, wie sie beispielsweise durch Stress verursacht werden. Gerade wenn es zu Suchtmittelkonsum kommt, haben wir es mit einer vielfältigen Zahl an Auslösern zu tun, die sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Mittels Biofeedback ist es möglich sich dessen bewusst zu werden und sein Verhalten in eine positive Richtung zu ändern.
Was ist Biofeedback?
Haben Sie schon einmal festgestellt, dass Sie in einer stressigen oder aufregenden Situation kalte, schwitzende Hände bekommen haben? Oder ist Ihnen vielleicht sogar schwindelig geworden? Kennen Sie Nackenverspannungen bei Stress?
Ihr Körper möchte Ihnen etwas rückmelden. Es ist aber nicht immer so einfach zu erkennen, was er Ihnen damit sagen möchte. Leichter geht es, wenn (unbewusste) körperliche Prozesse über eine physiologische Messung dargestellt und somit bewusst gemacht werden. Dies geschieht durch Linien, Grafiken oder Töne und nennt sich Biofeedback. Man könnte aber auch „Bodytalk“ dazu sagen. Hierbei tritt man mit dem Körper und der Psyche in Kontakt. – Denn Gefühle verursachen Veränderungen im Körper, aber auch körperliche (Miss-) Empfindungen können Gefühle hervorrufen. – Am Bildschirm sieht man dann „live“, was sich im Körper gerade tut. Durch das Bewusstwerden und Sehen der Zusammenhänge zwischen psychischen und körperlichen Vorgängen können wir auf diese Prozesse willentlich Einfluss nehmen und uns selbst helfen.
Mit bestimmten Übungen können wir unseren psychischen Zustand in Richtung Entspannung verändern. Wir fühlen uns wieder wohler. Haben wir beispielsweise einen sehr stressigen Arbeitstag ohne Pausen aber mit Abgabeterminen und psychischem Druck, alles richtig zu machen, kann es passieren, dass wir muskulär angespannt werden (Nacken, Schultern, Rücken, Kiefer) und immer flacher und schneller atmen. Schmerzen, Unruhe und innerliche Anspannung sind die Folgen. Durch bewusstes, absichtliches Lockerlassen der Muskulatur gleichzeitig mit tiefer und langsamer Bauchatmung können wir dem gegensteuern.
Was passiert bei Stress im Körper?
Würde uns plötzlich ein gefährliches, wildes Tier gegenüberstehen, könnten wir uns entscheiden, ob wir weglaufen oder kämpfen wollen. Für beide Aktionen brauchen wir aber eine Aktivierung des Sympathikus (Nervensystem, das zuständig für Aktivierung ist). Wir bereiten uns also darauf vor, dass wir Energie aufwenden und unseren Körper beanspruchen: Die Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flacher und schneller, um eine schnelle Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten. Unser Blut geht zu den inneren Organen, damit sie im Notfall gut versorgt sind, und somit werden unsere Hände kalt. Unser Puls wird schneller, sodass wir uns auch schnell bewegen können. Unsere Aktivierung und Aufmerksamkeit steigen. Dieser Vorgang passiert bei einer normalen Stressreaktion.
Nun ist es aber so, dass wir in der heutigen Zeit kaum einem Säbelzahntiger begegnen. Unser Körper reagiert trotzdem noch auf die gleiche Weise, wenn wir eine Situation als stressig bewerten. In der heutigen Zeit passiert es außerdem sehr häufig, dass wir uns über einen langen Zeitraum in einer stressigen Phase befinden, bzw. wir es so empfinden. Außerdem haben wir verlernt, was wir tun können, um uns zu entspannen – also den Parasympathikus, den Gegenspieler des Sympathikus zu aktivieren. Wir sind also chronisch gestresst und fühlen uns bald erschöpft und ausgebrannt.
Durch gezieltes Arbeiten und Üben mit dem Biofeedback können wir (wieder) lernen, stressige Situationen zu erkennen, sie adäquat zu bewerten und uns zu entspannen.
Je mehr dieser spannungsregulierenden und entspannenden Strategien eine Person besitzt, umso leichter kann sie diese auf unterschiedliche Situationen anwenden.
Einsatz von Biofeedback
Drogen wirken auf die Psyche enthemmend, angstdämpfend, beruhigend und verringern Sorgen und Kummer. Seelische Verletzungen, Ängste, Depressionen, ein geringes Selbstwertgefühl, aber auch Schmerz sind oftmals dafür verantwortlich, dass Menschen auf Suchtmittel zurückgreifen. Wer besonders belastet ist und dabei nur wenige gesunde Strategien hat, mit Problemen und Stress umzugehen, ist stärker suchtgefährdet. Begeben wir uns also auf die Suche nach Möglichkeiten, einen angenehmen Zustand zu erreichen, können wir auf Biofeedback als Hilfsmittel zurückgreifen. Wichtig dabei ist der Hinweis und auch das Erleben, dass wir selbst etwas gegen belastende Zustände tun können. Wir müssen somit nicht in einem Gefühl der Hilfslosigkeit verharren. Auch beim Entzug oder „Craving“ (die Gier nach dem Suchtmittel, begleitet von einer starken physiologischen Erregung, die oftmals die Anwendung rationaler rückfallpräventiver Strategien unmöglich bzw. auch wirkungslos macht), ist es ratsam, auf gesunde Strategien zurückzugreifen.
Biofeedback wird in der Medizin sehr häufig eingesetzt, kann aber im psychologischen Bereich genauso zum Wirken kommen. Wenn Sie sich also häufig und/oder dauerhaft gestresst fühlen oder an anderen seelischen Einschränkungen leiden, aber vielleicht schon einiges ausprobiert haben, um das zu ändern, könnte Biofeedback hilfreich sein.
Auch für Menschen, die den klassischen therapeutischen Methoden skeptisch gegenüberstehen, kann es helfen, einen neuen Blick auf die Problemlage zu bekommen und eine Motivation für positive Veränderung aufzubauen.
Angeboten wird Biofeedbacktherapie bei manchen niedergelassenen Klinischen Psycholog*innen oder Therapeut*innen. Auch an Kliniken wird es häufig angewendet.