Es ist wieder soweit: Am 8. Februar ist Safer Internet Day! Wir nutzen den Anlass, um auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen: Cybergrooming. Leider kommt es nicht selten vor, dass Kinder und Jugendliche im Internet von Erwachsenen mit eindeutig sexuellen Absichten kontaktiert werden. Umso notwendiger ist es, auf das Thema aufmerksam zu machen, um gemeinsam für ein sicheres Internet auftreten zu können. Ganz nach dem Motto des Safer Internet Days: „Together for a better Internet“.
Cybergrooming – Was steckt dahinter?
Das englische Wort „to groom“ kann mit „jemanden auf etwas vorbereiten“ übersetzt werden. Und genau darum geht es bei Cybergrooming. Es handelt sich um eine Straftat (§208a StGB), bei der sich erwachsene Täter:innen (meistens Männer) das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen erschleichen, mit dem Ziel, diese sexuell zu belästigen bzw. später sexuell zu missbrauchen. Dieser Vertrauensaufbau kann sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Bereits Kinder ab dem Volksschulalter sind davon betroffen. Um an ihr Ziel zu gelangen, haben Täter:innen ausgefeilte Strategien entwickelt. Sie geben sich entweder als gleichaltrige Person aus, oder z.B. als Mitarbeiter:in einer Modelagentur oder als Profi Gamer. Die erste Anbahnung eines persönlichen Kontakts erfolgt vor allem über Social Media Kanäle wie Instagram, WhatsApp oder Snapchat, aber auch über die Chat Funktion bei Onlinegames wie FIFA oder Minecraft. Die Kontaktaufnahme beginnt vermeintlich harmlos mit privaten Nachrichten, doch schon bald versuchen die Täter:innen an (Nackt-) Bilder ihrer Opfer zu gelangen und/oder persönliche Treffen zu vereinbaren.
Eine aktuelle Befragung ergibt: Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen ist betroffen.
Die Landesagentur für Medien NRW (Nordrhein-Westfalen) hat eine repräsentative Umfrage zum Thema „Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming“ in Auftrag gegeben und erste Ergebnisse der 1. Befragungswelle 2021 veröffentlicht. Diese sind alarmierend! Hier eine Auswahl daraus: fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen wurde bereits im Internet von einer erwachsenen Person zu einem persönlichen Treffen aufgefordert. 16% der Befragten geben an, dass ihnen von einem:einer Erwachsenen eine Gegenleistung versprochen wurde, wenn ein persönliches Foto oder Video übermittelt wird. 14% wurden aufgefordert, sich vor laufender Webcam auszuziehen, 15% wurden ungefragt Nacktbilder zugesandt (Stichwort: dickpics 1). Von dieser Art der sexualisierten Ansprache betroffen sind Mädchen und Burschen gleichermaßen.
Wie können Kinder und Jugendliche unterstützt werden? – Tipps für den Unterricht
Was die Befragung deutlich zeigt, ist, dass sich Kinder und Jugendliche Unterstützung bei dem Thema wünschen. Rund 60% der Befragten geben an, das Thema im Schulkontext stärker behandeln zu wollen. Hier einige Tipps, die es erleichtern sollen, das herausfordernde Thema im Unterricht gut umsetzen zu können:
- Begriffsklärung: Worum handelt es sich bei Cybergrooming? Dazu hilfreich sind Beispiele im Internet, anhand welcher gut dargestellt wird, wie Cybergrooming erkannt werden kann, sowie welche Strategien dahinterstecken. Chat Beispiele finden Sie auf handysektor.de oder auf juuuport.de.
- Erfahrungen teilen Hat schon jemand in der Klasse Erfahrungen mit problematischen Chatnachrichten gemacht, oder kennt jemand jemanden, dem:der dies passiert ist?
- Warnsignale frühzeitig erkennen Um sich vor Cybergrooming schützen zu können, ist es wichtig, Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Sehr hilfreich ist hierbei das Plakat von klicksafe “Warnsignale im Chat”. Es eignet sich sehr gut als Diskussionsbasis bzw. als Anregung, ein eigenes Klassenplakat zu gestalten. Auf diesem können weitere Alarmsignale definiert und ausgeführt werden.
Projekt der Fachstelle NÖ: Love & Likes – Sexualität und digitale Medien
Internet und Social Media Kanäle sind für Kinder und Jugendliche Bestandteil ihrer Lebenswelt und sind von ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es erscheint so nur natürlich, dass sie sich auch Informationen zum Thema Sexualität aus dem Netz holen. Hier ist Begleitung wichtig: Nicht immer sind die erhaltenen Informationen korrekt, nicht immer ist der:die Chatpartner:in die Person, für die er:sie sich ausgibt, und vor allem jüngere Kinder können sexualisierte Webhinhalte verunsichern und irritieren. Holen Sie sich als Unterstützung Expert:innen an Ihre Schule/Einrichtung und buchen Sie unser Projekt Love & Likes. Nähere Informationen zu unseren Projekten erhalten Sie auf unserer Website.
AUTORIN
1 Dickpic ist ein Ausdruck für die Abbildung eines männlichen Penis im erigierten Zustand, welche über Social Media Kanäle verschickt wird.
Quellenangaben sowie weitere Informationen:
- https://www.rataufdraht.at/themenubersicht/handy-internet/cyber-grooming
- https://www.saferinternet.at/news-detail/cyber-grooming-wie-kann-ich-das-thema-im-unterricht-behandeln/
- https://s‑talks.at/tipps-facts/cyber-grooming/
- klicksafe-Themenbereich Cybergrooming
- klicksafe-Themenbereich Digitale Spiele