In unserer sexualpädagogischen Arbeit in der Fachstelle NÖ befassen wir uns seit längerem intensiv mit dem Thema Vielfalt. Was wir sehr schnell gelernt haben: Vielfalt ist vielfältiger als wir dachten! Je mehr wir bei dem Thema in die Tiefe gegangen sind, umso komplexer wurde es – und wir müssen sagen, auch umso spannender! Aus diesem Grunde starten wir nun die Blogreihe Queer, in welcher wir ganz klar zu einer Sensibilisierung des Themas aufrufen möchten. Denn Queer ist nicht immer nur lustig, laut und regenbogenfarben…
Der englische Begriff Queer heißt auf Deutsch schräg oder falsch. Früher wurde er lange Zeit als Beleidigung, vor allem gegen Schwule, verwendet. Heute haben sich Schwulen- und Lesbenbewegungen den Begriff angeeignet und ihn zu einer positiven Selbstbezeichnung umgewandelt. Als queer bezeichnen sich all jene Personen, die nicht in die üblichen sexuellen, romantischen und/oder geschlechtlichen Normen einer Gesellschaft passen, oder passen wollen. Sie stellen die oft als Zwang empfundene Zweigeschlechtlichkeit – sprich die Einteilung in Mann und Frau – und auch Heterosexualität als scheinbar einzige Normalität in Frage. Um dieser Vielfalt an Lebensformen gerecht zu werden, sind in den letzten Jahren viele neue Begrifflichkeiten entstanden, welche wir unter anderem in unserer Blogreihe Queer thematisieren und erklären möchten.
In den letzten Jahren wurde das Thema Schritt für Schritt aus der dunklen Hinterstube hervorgeholt. Das Outing und der offene Umgang mit der Homosexualität zahlreicher Promis, hat sicherlich positiv dazu beigetragen. Zu nennen sind hier beispielsweise die Feministin Alice Schwarzer, der Comedy Star Hape Kerkeling, Schlagerstar Patrick Lindner, Frauenliebling und Designer Guido Maria Kretschmar, die Moderatorin Hella von Sinnen oder Dancing Stars Jurymitglied Jorge Gonzales. Auch die Kunstfigur Conchita Wurst wurde anfangs noch skeptisch beäugt, dann jedoch mit Stolz in den Medien gefeiert, als sie für Österreich den heiß ersehnten ersten Platz im Song Contest einfahren konnte. Netflix Serien, wie die englische Teenager Serie Sex Education, fördern ebenso die Präsenz und somit Akzeptanz zum Thema. Und sogar breitenwirksame TV-Formate wie GNTM (Germanys next Topmodel) und Queen of Drags, wo trans* Models und Drag Queens um den Einzug ins Finale kämpfen, bringen das Thema zur Hauptprogrammzeit in unsere Wohnzimmer.
Das klingt für Sie nun alles bunt und schön? Leider gibt es auch noch eine andere Wahrheit dahinter. Nach wie vor entstehen durch rigide Geschlechteranforderungen Barrieren, Ungleichheiten und Ausgrenzungen, unter welchen viele Menschen leiden. Noch immer werden Homosexuelle und trans* Menschen angefeindet und diskriminiert. Es ist unsere Aufgabe, diese Ausgrenzungen und Barrieren vermehrt in den Fokus zu nehmen und zu benennen. Jede*r soll sein Leben so leben können, wie er*sie will. In unserer Gesellschaft gibt es eine Vielzahl an Familienformen, Lebensweisen, Befähigungen, Geschlechtsausdrucksformen und Identitäten. Es muss uns klar sein, dass nicht nur queere Personen unter einseitigen Zuschreibungen von Genderstereotypen leiden, sondern alle Menschen.
Ihr Interesse ist geweckt? Lesen Sie mehr dazu in den nächsten Monaten entstehenden Blog-Artikeln unserer Themenreihe Queer.