Schulen spielen eine bedeutende Rolle in der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – und damit auch in der Suchtprävention!
Wir erleben täglich, welchen beeindruckenden Beitrag Pädagog*innen hierzu leisten! Durch unseren Schulwettbewerb möchten wir dieses Engagement wertschätzen und sichtbar machen. Oftmals ist es für Direktor*innen und Pädagog*innen gar nicht so greifbar, wie Suchtprävention in der Schule eigentlich umgesetzt werden kann. Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Wie kann die Gestaltung an Ihrer Schule genau aussehen? Welche Maßnahmen setzten Sie in Ihrem beruflichen Alltag vielleicht sogar schon intuitiv um?
Hier möchten wir Ihnen mit ein paar grundlegenden Tipps Orientierung geben, was wirksame Suchtprävention in der Schule ausmacht.
Es ist nie zu früh
Sie sind unsicher, ob Ihre Schüler*innen bereits in einem Alter sind, in dem Suchtprävention relevant ist? Suchtprävention ist ein lebenslanger Prozess und kann zu jedem Zeitpunkt und in jedem Alter einsetzen! Egal ob Sie in einer Volksschule oder in der Oberstufe unterrichten, Sie können jederzeit beginnen, mit Ihren Kolleg*innen suchtpräventive Maßnahmen für Ihre Schüler*innen zu planen und umzusetzen!
Vielseitige und altersgerechte Methoden und Inhalte
Die Basis moderner Suchtprävention ist die Förderungen von grundlegenden Kompetenzen, die ein gesundes Leben und einen geeigneten Umgang mit Herausforderungen ermöglichen. Zu diesen Lebenskompetenzen gehören:
- Umgang mit Stress und Gefühlen
- Entscheidungs- und Problemlösefähigkeit
- kreatives und kritisches Denken
- Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit
- Empathie und Selbstwahrnehmung
Diese Fähigkeiten können in allen Schulstufen mit verschiedenen altersgerechten Methoden gefördert werden. Die Fachstelle NÖ bietet hierzu auch eigene Lebenskompetenzprogramme für alle Schulstufen an.
Vielleicht setzen Sie ohnehin bereits eigene Ideen dazu in Ihrem Berufsalltag um. Mit allen Konzepten, Übungen, Veranstaltungen und sonstigen Überlegungen, welche diese Fähigkeiten Ihrer Schüler*innen fördern, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention!
Hierzu zählen zum Beispiel:
- Achtsamkeits- und Entspannungsübungen im Unterricht oder zwischen Unterrichtseinheiten: Hier gibt es für jede Altersstufe geeignete Übungen.
- Die Besprechung und Reflexion von Gefühlen im Unterricht: Wie fühlt sich Angst, Freude oder Wut für die einzelnen Schüler*innen jeweils an? Was tut ihnen gut, wenn sie gerade von unangenehmen Emotionen überwältigt werden? Mit Kindern kann hierzu auch etwas gezeichnet oder gebastelt werden. Ältere Schüler*innen können sich z.B. Merkzettel schreiben, wie sie sich selbst etwas Gutes tun können. Auch Plakate können dazu gestaltet und in der Schule aufgehängt werden.
- Diskussionen, in denen Schüler*innen angeregt werden, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen: Dies kann sowohl in der Volksschule mit Kindergeschichten als auch anhand komplexerer Themen mit älteren Schüler*innen gemacht werden.
- Mentoring- oder Buddy-Systeme, durch die Kinder und Jugendliche, z.B. neue oder jüngere, Mitschüler*innen unterstützen.
Mit älteren Schüler*innen wird ergänzend dazu auch an ihrer Risikokompetenz gearbeitet. Dabei geht es darum, ihnen sachliche Informationen zu vermitteln, sie über Jugendschutzregelungen aufzuklären, und die Jugendlichen anzuregen, ihr Verhalten oder ihren Konsum zu reflektieren und einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol, Medien etc. zu ermöglichen oder Alternativen zum Konsum aufzudecken.
Hierzu zählen zum Beispiel:
- eine Diskussionsrunde mit Jugendlichen über ihren Konsum und ihr Verhalten: Was bewirkt der Konsum von Alkohol, Nikotin, Medien etc. bei den Jugendlichen selbst? Hier kann auf emotionale, physische und verhaltensbezogene Aspekte eingegangen werden. Durch welche alternativen Aktivitäten können sie z.B. Entspannung erreichen? Die gesammelten Möglichkeiten können auf Plakaten festgehalten und gemeinsam in der Klasse ausprobiert werden.
- eine sachliche Aufklärung, was Jugendliche beim Konsum von Alkohol beachten sollten, um Risiken zu minimieren: z.B. ausreichend Wasser trinken, nicht mit dem Auto fahren, auf Freund*innen Acht geben…
Je alltäglicher, desto nachhaltiger
Am nachhaltigsten wirkt Suchtprävention, wenn sie in den Schulalltag integriert ist. Je mehr Bezugspersonen in die Förderung der beschriebenen Kompetenzen einbezogen werden und je mehr verschiedene Kontexte und Situationen dafür genutzt werden, umso mehr können Schüler*innen davon profitieren. Durch eine vielseitige und kontinuierliche Auseinandersetzung mit Lebenskompetenzen können Kinder und Jugendliche diese langfristig aufbauen, festigen und in ihrem Alltag anwenden.
Tauschen Sie sich mit Kolleg*innen aus, wie Sie team- und fächerübergreifend Ihre Schüler*innen fördern möchten! Vielleicht haben Sie in Ihrer Klasse bereits Rituale, Gesprächsrunden oder andere Methoden zur Förderung von Lebenskompetenzen, die Sie regelmäßig umsetzen? Auch ein entsprechendes Schulleitbild oder die Gestaltung der Schulumgebung können im Schulalltag gesundheitsfördernd wirken.
Die Integration von Suchtprävention in den Schulalltag könnte z.B. so aussehen:
- eine regelmäßige kurze Besprechung am Anfang des Schultages: Wie geht es jedem/jeder Einzelnen heute? Wie würden sie ihre aktuellen Gefühle beschreiben und was könnte die Ursache für diese sein?
- sportliche oder kreative Freizeitangebote an der Schule.
- Rückzugsmöglichkeiten in der Schule, welche Schüler*innen Ruhe und Zeit für sich ermöglichen.
- die gemeinsame Behandlung eines Themas, wie z.B. Stress, in verschiedenen Fächern: z.B. das Vermitteln der biologischen Grundlagen von Stress im Biologieunterricht, das Diskutieren von Büchern und Filmen zum Thema im Deutschunterricht, das Ausprobieren von Entspannungsmethoden im Turnunterricht usw.
- ein Schulleitbild, das die Förderung von Lebenskompetenzen als ein Ziel der pädagogischen Arbeit festhält.
Beziehung ist die Grundlage
Eine gute Beziehung ist in vielerlei Hinsicht wesentlich für die Suchtprävention. Jede Maßnahme, mit der Sie dazu beitragen, dass Schüler*innen sich in der Schule wohl, sicher und angenommen fühlen, leistet einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention! Dies gilt sowohl für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen und Ihren Schüler*innen, als auch für einen wertschätzenden Umgang der Schüler*innen miteinander.
Auch der Austausch mit und die Einbeziehung von Eltern kann bei der suchtpräventiven Förderung der Kinder und Jugendlichen unterstützen, seien es einzelne Gespräche, Schulveranstaltungen oder Elternabende…
Hierzu zählen zum Beispiel:
- Ausflüge mit Spielen und Übungen zur Stärkung der Klassengemeinschaft.
- Vertrauenslehrer*innen und Sprechstunden für Schüler*innen bei Problemen und Anliegen.
- Anregungen für die Schüler*innen, erlernte Fähigkeiten auch zu Hause auszuprobieren. Hier können die Eltern miteinbezogen werden, um z.B. im Unterricht gesammelte Ideen für Entspannungsmöglichkeiten oder Freizeitaktivitäten auch mit der Familie auszuprobieren.
Gestärkte Pädagog*innen als Voraussetzung
Als Pädagog*in kommt Ihnen in der Suchtprävention eine wichtige, aber auch herausfordernde Rolle zu!
Maßnahmen, die Sie als Pädagog*in in Ihrer Gesundheit und Ihrem (beruflichen) Wohlbefinden stärken, sind ebenso Teil von Suchtprävention. Dazu gehören sowohl Austauschmöglichkeiten mit Kolleg*innen, als auch Unterstützung und Fortbildungen durch externe Stellen. Die Fachstelle NÖ unterstützt Sie gerne mit Expertise, Schulungen, Methoden und Material in der Umsetzung von Suchtprävention an Ihrer Schule.
Als Schulleitung können Sie Ihre Pädagog*innen in ihrer Arbeit stärken, z.B. durch:
- Supervisionsmöglichkeiten für die Pädagog*innen und sich selbst als Schulleitung.
- Freizeitangebote für die Pädagog*innen durch die Schule: z.B. ein gemeinsamer Sportkurs, gemeinsame Spaziergänge oder andere Möglichkeiten für Erholung und Austausch.
- Fortbildungen durch die Fachstelle NÖ.
Seien Sie stolz auf Ihren Einsatz!
Sie haben festgestellt, dass Sie bereits einen oder mehrere der beschriebenen Punkte an Ihrer Schule umsetzen? Sie haben gerade neue Ideen entwickelt und wollen diese in Ihrer Schule einführen? Dann reichen Sie Ihre Pläne und/oder Durchführungen bei unserem Schulwettbewerb ein und gewinnen Sie tolle Preise – Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Umsetzungen!
AUTORIN
Haller, B., Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Svoboda, U., Uhl, A., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F., & Eberle, P. (2012). Suchtprävention in der Schule (Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Hrsg.; 4. überarbeitete Auflage). Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.
Bühler, A., Thrul, J., & Gomes de Matos, E. (2020). Expertise zur Suchtprävention 2020 (Aktualisierte Neuauflage der „Expertise zur Suchtprävention 2013“). Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).